Bund und Kantone diskutieren darüber, besondere Zentren für renitente Asylsuchende einzurichten (NZZ 23. 1. 13). Neben Genf hat auch der Kanton Tessin ein deutliches Interesse bekundet, Standort einer solchen Unterkunft zu sein. Dies hatte Bellinzona dem Bundesamt für Migration schon zu Beginn des letzten Jahres signalisiert. Man sei bereit, ein Zentrum für die «eigenen» renitenten Asylsuchenden zu betreiben, nicht aber, neue Problemfälle aus anderen Kantonen aufzunehmen, hat nun der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi gegenüber der Zeitung «La Regione Ticino» präzisiert. Zudem sollte Bern nicht nur den Bau, sondern auch den Betrieb eines Renitenten-Zentrums komplett finanzieren.
Die Bedingung der «eigenen» Asylbewerber erklärt sich mit der Tatsache, dass das notorisch ausgelastete Empfangszentrum in Chiasso ein Problem mit querulierenden Flüchtlingen hat. Die Exekutive der Grenzstadt fordert daher die Schliessung oder Verlagerung der Empfangsstelle in eine abgelegenere Zone. Erwogen werden im Tessin verschiedene neue Standorte für ein Zentrum für friedliche Asylsuchende wie auch eines für renitente. In der Regel ist der Widerstand der betroffenen Gemeinden gross, beispielsweise in Losone, auf dessen Gebiet eine stillgelegte Armeekaserne steht. Auf heftigen Protest stösst auch die Überlegung Berns, drei Jahre lang Asylsuchende in alten Armeeunterkünften im Bedrettotal auf 1600 Metern über Meer und nahe dem Gotthardhospiz auf einer Höhe von 2200 Metern unterzubringen. Die Gemeindepräsidenten von Bedretto und Airolo befürchten, dass dadurch der Tourismus beeinträchtigt würde und die Höhenlage deutliche logistische Komplikationen hervorriefe. Eine Anhörung der betroffenen Gemeinden und des Kantons soll demnächst erfolgen.
pja, NZZ