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Eigenverantwortung oder Zwang?
Während Genf als erster Kanton eine Maskenpflicht im ÖV anstrebt, will das Tessin darauf verzichten. Das bestätigt die Tessiner Regierung.
Das Tragen einer Maske in Zug und Bus bleibt auch im Tessin freiwillig. Der Kanton, der landesweit von der Corona-Krise am härtesten getroffen wurde, will keine Maskenpflicht im ÖV einführen. Das sagt Regierungspräsident Norman Gobbi (43) zu BLICK.
«In dieser Krise haben die Schweizer Bürger ihre Eigenverantwortung grossartig demonstriert», so Gobbi. Darauf will die Tessiner Regierung auch weiterhin setzen: «Genau diese Eigenverantwortung, die ein Teil unserer Schweizer DNA ist, unterscheidet uns von benachbarten Staaten.»
Genf strebt Maskenpflicht inklusive Bussen an
Damit schlägt das Tessin eine andere Strategie ein als der Kanton Genf, der ebenfalls zu den am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Kantonen gehört. Gesundheitsdirektor Mauro Poggia (61) ist klar für eine Maskenpflicht im ÖV. Am Mittwoch soll die Genfer Regierung darüber befinden, damit das Parlament bereits am Donnerstag eine dringliche Gesetzesänderung absegnen kann.
Damit wäre Genf der erste Kanton, der ein Obligatorium einführt. Für Poggia wäre aber ebenfalls denkbar, dass die Regierung nur unter gewissen Umständen eine Pflicht erlassen kann, berichtet die «Aargauer Zeitung». Etwa, wenn es im Kanton einen starken Anstieg an Neuinfektionen gibt.
Selbst beim Bund herrscht Uneinigkeit
Der Bundesrat hatte sich am vergangenen Freitag erneut gegen eine nationale Maskenpflicht ausgesprochen. Gesundheitsminister Alain Berset (48) wies darauf hin, dass der Ball nun bei den Kantonen liege. Der Bund beschränkt sich einzig auf eine dringende Empfehlung zum Maskentragen. Diese wird bisher jedoch kaum umgesetzt.
Das Vorgehen ist selbst beim Bund umstritten. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist gegen kantonale Alleingänge. Immerhin sei das Transportrecht weitgehend Bundesrecht. Und auch im Parlament werden Forderungen nach einem nationalen Obligatorium laut. Per Motion fordert die SVP eine «risikobasierte» Maskenpflicht. «Ein zweiter Lockdown muss vermieden werden», betont Nationalrätin Verena Herzog (64, TG).