Da Blick.ch del 3 agosto 2016 | Tessiner Polizei zieht Bilanz nach einem Monat Burka-Verbot. Seit Anfang Juli ist im Tessin ein Verhüllungsverbot in Kraft. Zu Problemen hat dies bisher nicht geführt, zumindest nicht bei der Polizei.
Dies berichtet der Polizeivorsteher und Vize-Präsident der Stadt Lugano, die von arabischen Touristinnen im Tessin am häufigsten besucht wird.
Laut Michele Bertini (FDP) gab es im Juli sechs Fälle, bei denen die Polizei verschleierte Frauen angehalten habe. Und alle Fälle seien problemlos verlaufen. Die Frauen seien von der Polizei angesprochen und mit einem arabischen Flugblatt informiert worden.
«Alle sechs Frauen haben dann den Schleier abgelegt», sagt Bertini. Und manche hätten sich auch entschuldigt. Eine Busse habe die Luganeser Polizei im letzten Monat nicht aussprechen müssen.
«Wenn man den arabischen Touristen gut erklärt, dass die Autorität des Kantons – das Parlament – dies beschlossen habe, wird das Verhüllungsverbot gut befolgt», sagt der FDP-Politiker. Darum liess er die Polizei auch speziell schulen. Ein Experte der Universität Zürich habe dem ganzen Polizeikorps erklärt, wie man am besten auf die arabischen Touristinnen zugehe.
Arabische Touristen passen sich mehrheitlich an
Auch der kantonale Polizeidirektor Norman Gobbi (Lega) ist zufrieden: «Die arabischen Touristen sind intelligenter als viele Gegner des Burkaverbots.» Sie würden sich mehrheitlich anpassen. Der Kanton habe die Einführung des Verbots auch vorbereitet und mit dem EDA die Botschaften in Bern informiert. Man habe lediglich ein Problem mit einer Vertreterin des Islamischen Zentralrates gehabt, die Anfang Juli provozieren wollte, so Gobbi.
Auch bei den Hoteliers haben sich die Befürchtungen nicht bewahrheitet. Laut dem Präsidenten des Tessiner Hotellerieverbandes, Lorenzo Pianezzi, sind die Erfahrungen mit dem Verhüllungsverbot bisher sehr gut.
«Ich bin positiv überrascht», sagt Pianezzi, der in Lugano ein Hotel führt. «Die arabischen Gäste sind gut informiert und zeigen eine grosse Bereitschaft, die Regeln zu respektieren.» Er habe nur einmal einem Gast, der die Regel noch nicht kannte, das Flugblatt gegeben. «Danach hat die Frau sofort auf den Schleier verzichtet», so Lorenzo Pianezzi.
Auch die Übernachtungszahlen stimmen die Tessiner Touristiker zuversichtlich. Trotz des viel diskutierten Burkaverbots sind die Logiernächte von Gästen aus dem arabischen Raum laut Pianezzi dieses Jahr rund 20 Prozent höher als im vergangenen Jahr. Und 2015 verzeichnete der Kanton bereits 45’000 Logiernächte von arabischen Gästen.